Rückreise

Nun sitze ich endlich in der Maschine nach Hamburg und bin sehr dankbar, dass alles so gut geklappt hat - teilweise sogar besser, als erwartet! Ursprünglich hätte ich wieder den Bus morgens um 7:00 Uhr nehmen sollen, wäre dann so gegen 17:00 Uhr in N'Djamena angekommen und hätte mir lockere 6 Stunden auf dem Flughafen die Zeit vertreiben müssen...kein wirklich bestechender Gedanke!
Glücklicherweise musste Jamie jedoch nach N'Djamena, um Tammy, seine Frau abzuholen. Die war nämlich aus wichtigem Anlass kurzfristig nach Hause (USA) geflogen und nun mit etwa 30.000$ in Bar in der Tasche auf dem Rückweg.
So konnte ich also mit ihm mitfahren. Da Tammy aber gegen 12 Uhr landen sollte, sind wir schon um 4:00 Uhr morgens los. Ich genieße den Sonnenaufgang und versuche nicht auf das Geschaukel durch die Schlaglöcher zu achten.
In Anbetracht der desolaten Straßenverhältnisse kommen wir ins philosophieren über Lufttransport. Es gibt zwar ein Flugzeug in Bere, dessen Pilot gerade auf Heimaturlaub ist, aber die Unterhaltskosten sind so hoch, dass es offenbar noch nicht so intensiv eingesetzt wird... Ultraleichtflugzeuge hingegen sind nicht nur wesentlich preiswerter in der Anschaffung, sondern besonders einfach zu warten und somit erheblich günstiger im Unterhalt. Wir diskutieren über verschiedene Designs und kommen zu dem Schluss, das diese neuartigen Gyrokopter für unsere Zwecke am idealsten sind. Sie haben eine extrem kurze Start- und Landstrecke von etwa 10 bis 50 Metern und sind wesentlich einfacher und sicherer zu fliegen, weil sie wohl nicht so anfällig für Turbulenzen sind... Zwei Sitze und eine Zuladung von bis zu 300kg sollten für die meisten Abwendungen ausreichen!
Kaum sind wir in der TEAM-Mission loggen wir uns ins Internet und belesen uns. Die ganz kleinen gibt es als Bausatz schon für 14.000 €, die etwas größeren Zweisitzer gehen gebraucht schon bei etwa 30.000 € los... Mich hat schon wieder das Ultraleichtflugfieber gepackt...

Wir unterhalten uns aber auch über seine Geschichte, wie er dazu kam, Missionar ohne monatlichen Gehaltsscheck im Tschad zu werden. Ich äußere meine Bedenken eine ganze Familie, d.h. eine Frau, die sich selbst als "Diva" bezeichnet, und zwei Kindern in ein Land zu entführen, dessen Sprache man nicht spricht und wo alle möglichen todbringenden Krankheiten nur darauf warten die Menschheit, insbesondere die weiße, auszurotten...
Er lächelt nur und sagt, dass sich mit der Zeit und Erfahrung die Perspektiven ändern...die Malaria ist eben hier so, wie zu Hause die Grippe...man gewöhnt sich an manches.
Wie es ihm denn mit dem Gedanken an den nicht vorhandenen Gehaltsscheck ergangen sei, will ich wissen. "Oh," sagt er, "es war sehr befreiend! Ich weiß jetzt noch viel besser, das nichts, was ich meine, zu besitzen wirklich mir gehört, sondern eigentlich nur der Verwalter bin. Seither lebe ich wesentlich entspannter und glücklicher!"
Meine Gedanken schweifen zurück zur eigentlichen Motivation für Mission. Anfangs war sicher etwas Abenteuerlust dabei aber nun, nach den drei Wochen ist es wesentlich mehr! Tschad ist nicht mehr nur ein weißer Fleck auf der Landkarte, es hat ein Gesicht, viele Gesichter bekommen! Lachende Gesichter und weinende Gesichter, mit angsterfüllten und hoffenden Augen. Ich durfte Menschen kennen lernen, die, genau wie wir, im Wechselspiel von Fröhlichkeit und Traurigkeit, von hoffen und sorgen ihren täglichen Alltag bestreiten und sich besonders in den Zeiten der Trauer nach einer besseren Welt sehnen. Einer Welt, die nicht von Ungerechtigkeit, Tränen, stillem Leid, Krankheit und Tod gezeichnet ist, sondern von einer allumfassenden Liebe getragen ist, die menschliches Verstehen weit übersteigt. Wie arm der Mensch, der in dieser Welt nicht einmal diese Hoffnung hat!
Es ist wohl dieser starke Ruf, den Menschen nicht nur diese frohe Botschaft von Weihnachten, der Geburt dieses Retters, zu überbringen, sondern schon im Hier und Jetzt diese allumfassende Liebe hautnah zu zeigen!
Ich jedenfalls für meinen Teil möchte kein Leben in der Einöde des Egoismus mehr führen!



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