8 OPs

Der heutige Tag begann mit Weinen auf der Entbindungsstation. Eine etwa 23 jährige Schwangere im 5. Monat, wegen Malaria behandelt, hatte es nur bis in die frühen Morgenstunden geschafft und nun lag sie da, noch warm mit weiten, lichtstarren Pupillen, die Mutter neben ihr, permanent die Augen der Toten zudrückend und mit Schluchzen irgendetwas in der lokalen Sprache stammeln. Obwohl ich die Patientin gar nich persönlich kenne, geht mir das Schluchzen der Mutter durch Mark und Bein und ich kämpfe mit den Tränen.
Ein nur schwächer Trost ist, dass sich mein 12 jähriger Junge mit dem SHT über Nacht stabil gehalten hat. Mit einem Kloß im Hals gehe ich zur Morgenandacht, die immer wieder von lauten Klagerufen vor dem Krankenhaus unterbrochen wird. Meine Gedanken schweifen um den Tod, der hier hinter jeden Ecke lauert, um das schwere Leben, das besonders die Frauen hier haben. Sie sind im wesentlichen die, welche die Familie ernähren, die Kinder groß ziehen, sich um Gäste kümmern - die Männer scheinen wohl nur zur Erntezeit zu arbeiten, und sonst den ganzen Tag nur irgendwo im Schatten herumzusitzen und große Reden zu schwingen...scheint wohl überall auf der Welt so zu sein...
Bei der Visite sucht uns Augustin, der "Verwaltungsleiter" des Krankenhauses auf, mit der Bitte, morgen in Moundou, der zweitgrößten Stadt des Landes, zwei Unterschenkelfrakturen mit einem Sign-Nagel zu versorgen. Dafür werden wir also insgesamt 6 Stunden im Auto sitzen, denn der Pilot, der uns mit der kleinen Cessna fliegen könnte ist auf Heimaturlaub.
Jedenfalls werden wir morgen nicht in Bere sein, was bedeutet, dass wir heute alles wegoperieren müssen, was so herumliegt.
Es geht los mit einem 2 jährigen Jungen, dem wir einen weichen Blasenstein entfernen. Anschließend geht es weiter mit einer gigantischen Ovarialzyste links., gefolgt von einem Leberabszess, einer Curretage bei inkomplettem Abort. Eine
Hämorrhoidenthrombose Spalten wir zwischendurch. Es folgt eine weitere Curettage bei Molarschwangerschaft, bevor wir uns dem vergammelten Uterusprolaps zuwenden, der gestern aus Zeitmangel ausgefallen war. Wir wollten ihn eigentlich gleich früh wegoperieren, fanden dann aber, dass die Patientin bei einem Hb von 4g/l von zwei Blutkonserven vorher profitieren würde. Gerade als wir denken, wie seien fertig kommt noch eine Molarschwangerschaft, aber das erste Curretagesieb ist noch im Steri, so dass wir die Zeit nutzen und jeder noch ein paar Patienten in der Emergency sieht. Als wir zurückkommen sitzt bereits die spinale und das Sieb kommt gerade aus dem Steri und ist noch viel zu heiß zum anfassen, sodass wir es zum abkühlen vor die Klimaanlage stellen.
Als wir die Patientin hinausfahren kommt der Vater mit dem kleinen arabischen Mädchen zur Abszessspaltung im Oberschenkel - wir hatten völlig vergessen, dass wir ja heute morgen die Indikation bei der Visite gestellt hatten! Naja, auch das geht schnell, und als wir um 20:00 Uhr auf dem Weg nach Hause sind, fällt uns auf, dass wir beide den ganzen Tag weder gegessen, getrunken noch andere Geschäfte verrichtet haben. Besonders Letzteres macht sich besonders bemerkbar, weshalb unsere Schritte etwas schneller als sonst sind...
Es wartet ein leckerer Nudelauflauf auf uns und der schon fast legendäre Mango-Bananen Smoothie, auf den ich mich schon den ganzen Tag freue!
Nach dem Essen bin ich fast zu müde zum Aufstehen, da klopft Benzaki an der Tür. Ich hatte ihn heute morgen gebeten, mir bei der Übersetzung des Vortages zu helfen, den ich am Donnerstag im Staffmeeting halten soll. Aus gegebenem Anlass wollte ich etwas über das Schädel-Hirn-Trauma erzählen. Als ich ihm den Vortrag gezeigt und auf seinen kleinen ee-PC kopiert habe verabschiede ich mich, um den Staub und Schweiß der letzten zwei Tage abzuduschen - dummerweise haben wir schon wieder kein Wasser, also gehe ich ohne Dusche ins Bett...







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