Gute OP...aber

Wir sind fertig mit dem Programm und wollen gerade den OP abschließen, da fährt ein zerbeulter Pickup mit einer Horde Arabern vor. Als sich das Menschenkneul auflöst, liegt da ein etwa Mittsechziger (hier sehen die alle älter aus, so dass ich meinen ersten Eindruck deutlich nach unten korrigiere) offensichtlich verwirrt mit einer offenen Unterschenkelfraktur. Wir schließen den OP wieder auf und legen ihn gleich auf die Trage. Es kostet einiges Palaver um herauszufinden, dass er offenbar schon am 10.12., also am Tag zuvor, beim Fahren etwas ungeschickt vom Motorrad abgestiegen war.
Dabei ist ihm wohl nicht nur der Unterschenkel in mehrere Stücke zerbröselt (der Fuß schlabbert ziemlich locker herum...) sondern hat sich auch den rechten Unterarm gebrochen und seine Rübe als Stoßdämpfer missbraucht, was dieser, den Schwellungen im Gesicht nach, nicht ganz so gut bekommen ist, wie er das vielleicht ursprünglich geplant hat. Jedenfalls ist er so neben der Spur, dass wir zunächst die offene Fraktur am Unterschenkel nach ausführlichem Auswaschen der Wunde in eine geschlossene verwandeln und ihn zunächst auf die imaginäre Intensivstation verlegen, bis sich die Weichteile des Unterschenkels etwas erholt haben.
Und in der Tat, einige Tage später sieht nicht nur der Unterschenkel etwas besser aus, auch die neurologische Situation scheint sich gebessert zu haben, jedenfalls guckt er schon wieder recht klar aus den Augen. Aus dem Gefasel schließe ich, dass er entweder noch mächtig verwirrt ist oder einfach kein Englisch, bzw. Deutsch versteht... Wir beschließen, letzteres anzunehmen und setzen ihn auf den OP-Plan für den nächsten Tag, nachdem wir die Funktionstüchtigkeit der pneumatischen Bohrmaschinen überprüft haben.
Am Nächsten Morgen klappt alles wie am Schnürchen: Lagerung=Top, abwaschen=Top, darstellen der Frakturstückchen=Top. Und obwohl der Unterschenkel zwei mal gebrochen ist, und sich somit das auffädeln des Nagels etwas schwieriger gestaltet, geht es doch besser, als erwartet. Selbst die Verriegelungsschrauben gehen gut rein und haben alle einen guten und festen Sitz im Knochen, selbst distal, wo wir mehr Gebrösel erwartet hatten...(falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte: wir haben hier KEIN Röntgen und stützen uns deshalb auf unser imaginäres CT, bestehend aus jeweils zwei Händen und zehn Fingern...)
Jedenfalls sitzt der Nagel am Ende bombenfest und die Frakturspalten liegen sehr schön aneinander. Wunden noch schnell schnuckelig verschlossen und raus in den Aufwachraum. Zufrieden und ein bisschen stolz auf unsere Arbeit widmen wir uns den nächsten Operationen. Am späten Nachmittag werden wir von dem Pfleger informiert, dass der Patient gerade verstoben sei...uns allen geht es durch den Kopf, aber einer der SMs spricht es aus: "so we get the nail back...?!?" Schon irgendwie makaber...
Lerne: das Risiko der Lungenembolie ist nicht geringer, nur weil außer ASS keine Blutverdünner oder sonstige Thromboseprophylaxe zur Verfügung stehen!









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