Angekommen!

Endlich! Von wegen 6 Stunden und vor Einbruch der Dunkelheit - es waren am Ende 10 Stunden mit einer Reifenpanne. Aber der Reihe nach.
Obwohl mein Platz wohl nicht der schlechteste war, weiß man nach zwei Stunden nicht mehr, wo man seine Beine lassen soll... Auch bringt der Fahrtwind durch die offenen Fenster nicht wirklich Erfrischung sondern erinnert eher an einen Föhn...die Straße ist streckenweise so schlecht, dass man im Zickzack um die tiefen Schlaglöcher herumfahren muss. Die letzten 50 km von Kelo nach Bere würde ich persönlich nicht mehr als Straße bezeichnen wollen - jedenfalls würde wohl kaum ein Deutscher sein heiligstes Stück auf diesem Acker fahren... Und genau da kam es wie es kommen musste: etwa 20 km vor dem Ziel hören wir ein seltsam schleifendes Geräusch, welches von einem Platten vorne rechts kommt. Na hoffentlich ist der Reservereifen ok! So ein Mist, es ist 1900 und somit schon dunkel und ich habe mein Mückenabwehröl in der großen Tasche, die auf dem Dach des Busses verzurrt ist (jedenfalls hoffe ich das sehr, denn ich habe sie unter der Plane nicht entdecken können und meine Phantasie hat sich so einige Horrorszenarien von falschen Bussen und 3 Wochen in den selben Sachen ausgemalt...). Also gehe ich über zu Plan B und hole meine Regenjacke heraus, so sind wenigstens die Arme vor den Mücken geschützt.
Zurück zum Ersatzreifen, er war in Ordnung, innerhalb einer halben bis dreiviertel Stunde gewechselt und hat die 20 km noch gehalten. Ich hoffe für die anderen, dass er auch noch den Rest der Reise hält!!!
Wir sind natürlich die 10 Stunden nicht ohne Pausen gefahren. Bei jedem Halt kamen Kinder mit allerlei scheinbar Essbarem auf dem Kopf: von Zuckerrohr über Wasserflaschen und Gebäck bis zu kleinen stinkenden Fischen. Es war wohl mehr meine Paranoia vor Brechdurchfall als die scheinbare Ungeniesbarkeit für meinen europäischen Gaumen, die mich davon abhielt, einiges zu probieren. Das führte aber dazu, dass ich den ganzen Tag bis auf die zwei kleinen Müsliriegel nichts gegessen habe. Einen dritten habe ich noch mittags versucht, der hatte sich aber in seine Einzelteile zerlegt, so dass der Verzehr in einer mittleren Sauerei mündete und ich von weiteren Versuchen Abstand nahm.
Ich war jedoch schwer beeindruckt, mit welch einer Grazie und Eleganz diese Kinder ihre Teller auf dem Kopf balancierten. Zur gleichen Zeit zerreißt es mir fast das Herz, wenn ich darüber nachdenke, dass diese Kinder alle nicht älter als 12 Jahre gewesen sein müssen, meist eher jünger...während sie den ganzen Tag in der prallen Sonne Afrikas schuften, machen sich die Kinder in Deutschland oder USA Gedanken darüber was sie sich zu Weihnachten wünschen...
Womit habe ich das verdient, nicht in Afrika geboren worden zu sein? Was habe ich getan, dass ich nicht als Kind schwer arbeiten musste? Bin ich denn soviel besser? Wohl nicht! Es geht mir unverdient gut, und obwohl das alles andere als fair ist, bin ich trotzdem dankbar für alles was ich habe oder geworden bin. Und ich merke die Verantwortung, die ich auf Grund dieser Bevorzugung anderen gegenüber habe!












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