A busy sunday

Heute ist eigentlich Sonntag - und es sollte ein relativ relaxter Tag werden... Aber wie das so ist mit Murphy's Gesetz: es kommt immer anders, als man denkt!
Die Nacht war ja schon um 2:30 unterbrochen worden (siehe "nächtliches Gyn-Trauma") ich konnte aber danach nicht mehr sehr ruhig schlafen und um 4:00 Uhr morgens ging es schon weiter.
In der maternity hatten sie Schwierigkeiten , einen zweiten Zwilling wegen einer Schulterdystokie zu entwickeln und als wir ankommen ist das Kind bereits tot. Wegen eines toten Kindes aber eine Sectio um diese Zeit zu machen ist doof, also versucht Rolin das Kind intrauterin zu wenden, was ihm aber auf Grund der fehlenden Narkose nicht gelingt. Also schaffen wir die Patientin in den OP und nachdem ich die Spinale gesetzt habe kann er das Kind wenden und mit dem Hintern zuerst herausziehen. Wir sind beide sehr erleichtert. Dass er dabei bis zum Ellenbogen in der Patientin verschwindet fällt dann gar nicht mehr so ins Gewicht.
Wir gehen zwar zurück ins Bett, schlafen kann ich aber trotzdem nicht. Um 7:00 geht's schon wieder weiter. Wir machen eine ausführliche Visite, entlassen ein paar Patienten (so etwas wie Entlassungsbriefe gibt es hier nicht...) und als wir die Kinderstation und halbe Innere fertig haben kommt Benzaki mit fünf "neurochirurgischen" Patienten.
Und wieder ist fast alles von chronischer Sinusitis, über Rückenschmerzen bei einer Nonne bis hin zu Kleinhirnprozess nach Malaria und einem alten kleinen Schlaganfall hier nicht wirklich therapierbar. Wenigstens ist ein weiteres sulcus ulnaris Syndrom dabei - der Direktor eines großen Zoos im Norden des Landes, etwa 700 km von hier entfernt...
Zwischendurch machen wir eine Sectio wegen Beckenendlage und vorangegangener Sectio. Dann geben wir dem kleinen Mädchen von heute Nacht eine Ketaminnarkose und entfernen erst einmal die kläglichen Nahtversuche des Krankenhauses in Kelo. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für ein Stümper da am Werk gewesen ist! Da wurden einfach ohne Rücksicht auf Anatomie riesengroße Nähte gesetzt - kein Wunder, dass das nicht aufgehört hat zu bluten! Es würde mich auch sehr wundern, wenn die kleine dafür eine Betäubung bekommen hat - direkt an der Klitoris ist es ja auch gar nicht empfindlich...!!! Solche Typen sollten an ihren Eiern aufgehangen werden!
Als die fünf nutzlosen Nähte entfernt sind suche ich die Harnröhre, lege einen Blasenkatheter und kann mit drei kleinen resorbierbareren Adaptationsnähten die Anatomie wieder herstellen...voila es blutet auch nicht mehr.
Kaum bin ich damit fertig, wird eine Frau mit akutem Abdomen hereingeschoben. Es ist mittlerweile 15:00 Uhr und weder Rollin noch ich konnten auf Toilette, geschweige denn Mittagessen. Als wir schließlich gegen 16:30 Uhr nach Hause gehen habe ich mittlerweile nicht nur Hunger, sondern sogar Appetit, nachdem mir den ganzen Tag nicht wohl im Magen gewesen war.
Natürlich klopft es während des Essens an die Tür - einer der etwas unflotteren Pfleger hat zwei Kinder mit Ohrproblemen.
Wir essen schnell auf und gehen hinterher. Beide Kinder mit einer simplen Mittelohrentzündung - wenigstens nichts zum operieren. Wir wollen gerade gehen da kommt ein Anfang zwanzig jähriger herein, der vor 5 Tagen etwas unsanft von seinem Motorrad abgestiegen war und sich dabei den Unterkiefer gebrochen hat. Wir besprechen den Fall mit Jamie, der hier nicht nur der Maintenance Director ist, sondern auch einmal in der Woche die Zähne zieht. Wir beschließen in Ermangelung von Miniplatten, den Unterkiefer zu verdrahten. Das muss aber nicht mehr heute sein, so dass ich mich schon um halb sieben müde aber zufrieden ins Bett verabschiede. Obwohl es anstrengend ist, ist das besser als jeder Urlaub allein in irgendeiner Hotelburg...

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