Fluggedanken

Nun sitze ich also in der Air France Maschine nach Paris, und dann weiter nach N'djamena. Touch Down wird 21:40 Uhr sein. Die Hotels waren auf Grund der Kürze der Zeit nicht mehr online buchbar...waren aber auch preislich jenseits von Gut und Böse...bin also ganz dankbar, dass Jamie, der Maintenancedirector des Krankenhauses eine Übernachtung in der Lutheren Mission organisiert hat. Nach den einschlägigen Internet Infos läd der Flughafen in N'djamena wohl nicht gerade zum übernachten ein! Olen wollte seinem Taxifahrer Bescheid sagen...na ich hoffe, das klappt, in Afrika weis man ja nie!
Ich hoffe auch der spricht Englisch - ich bekomme einen ganz flauen Magen bei dem Gedanken ich müsste mich alleine zum Bus nach Bere durchfragen!!!!
Ich bin aber sehr dankbar, dass alles mit dem Gepäck geklappt hat...naja, fast alles. Das große Nutellaglas, das nich mehr in den Kofferrucksack gepasst hat musste ich bei der Kontrolle entsorgen...schnief. Ich hatte gedacht, die gucken nur auf Flüssigkeiten...obwohl das ja nur 3.50€ waren wurmt mich das doch ungemein!
Naja, dafür habe ich alles andere untergebracht...in EINEM Gepäckstück! Ich hätte wohl 2 á 23kg mitnehmen können, aber wer will das schon durch die S-Bahn schleppen? Also habe ich einen Großteil der Gummihandschuhe im Handgepäck verstaut, dazu noch Laptop, Beamer, große Kamera, Literatur - bin froh, dass man nicht das Handgepäck gewogen hat!!! Nunja, auf dem Rückweg werde ich nicht mehr so viel Gepäck haben, da sind dann die ganzen Mitbringsel weg...

Ich bin dann mal wech

So, nun ist es endlich soweit, ich bin auf dem Weg nach Afrika, in den Tschad um genau zu sein. Aber wie kam es eigentlich dazu? Angefangen hatte es damit, dass mein Chef etwas unsanft von seinem roten Roller abgestiegen war und sein Sprunggelenk ihm daraufhin eine Auszeit verordnete, sodass unsere Urlaubspläne gehörig durcheinandergewürfelt wurden, mit dem Ergebnis, dass ich jetzt zum Jahresende immer noch 20 Tage Urlaub zu verbraten habe. Nun habe ich ja prinzipiell nichts gegen Urlaub einzuwenden, aber ganze 4 Wochen für eigennütziges Zeittodschalgen zu verschwenden fand ich irgendwie doof!
Nun hatte ich ja ursprünglich mal Medizin studiert, um Missionar im Busch zu werden, war dann aber auf Grund verschiedener Umstände in der Neurochirurgie gelandet. Ich liebe meinen Job und gehe gerne zur Arbeit, aber was bitteschön nutzt ein Neurochirurg im Busch, ohne CT, Röntgen, Intensivstation, etc.? Ich schätze ich werd's bald rausfinden!
Jedenfalls fühlte ich einen starken inneren Ruf, etwas vernünftiges mit meiner Zeit anzufangen, so dass ich einfach mal eine Email an eine Volunteer-Organisation (Gospel Ministries International) schrieb, in der ich die Situation erklärte und wenn sie denn Verwendung für meine Fachrichtung würde ich kommen. Ehrlich gesagt, hatte ich mir zu diesem Zeitpunkt keine großen Hoffnungen gemacht aber ich dachte mir so, wenn es einen Gott gibt, und Er einen Plan für mich hat, dann wäre der Ball in jetzt Seinem Spielfeld und Er wäre am Zug...
Naja, ich kann nur davor warnen, solche Spielchen anzufangen, wenn man nicht wirklich bereit ist, das Spiel auch weiter und zu Ende zu spielen, denn nicht einmal 6 Stunden später hatte ich eine Antwort und zwei Vorschläge, wo es hingehen könnte: Georgetown, Guyana oder Béré, Tschad. Nun war der Ball also wieder in meinem Spielfeld! Ich also Freund Google bemüht um mich weiter zu informieren.
Über das Krankenhaus im Tschad habe ich einige wirklich tolle Blogs gefunden, aber keine Emailaddresse, um Kontakt aufzunehmen, und die Telefonnummer, die ich fand hat nicht funktioniert. Ok, dachte ich mir, dann ist es eben Guyana.
Das Krankenhaus hat in der Tat eine recht gute Webseite mit Kontaktformular und man schrieb dort etwas von Plänen für eine neurochirurgische Sprechstunde. Insgesamt schienen die dort auch etwas besser ausgestattet zu sein, so dass ich möglicherweise doch mit meinem Fachgebiet von Nutzen sein könnte...dummerweise hat man dort auf meine Kontaktanfrage bis heute nicht reagiert. Ich war also wieder am Anfang: Guyana hat offenbar kein Interesse und Béré ist nicht kontaktierbar...also war der Ball wieder im anderen Spielfeld...
...aber nur für 4 Tage! Ich saß gerade am Samstagnachmittag mit meinem Dad am Kaffeetisch und wir philosophierten über die weiteren Möglichkeiten, als mein iPhone den Eingang einer Email signalisiert. Es war Olen, einer der Ärzte in Béré. Er muss wohl meine Anfrage von GMI weitergeleitet bekommen haben...auf jeden Fall scheint hier jemand viel größeres als ich an dem Spiel teilzunehmen. Wir schrieben uns ein bisschen hin und her, ich äußerte meine Bedenken bezüglich meiner rudimentaren Französischkenntnisse woraufhin er nur meinte, dass wenn ich 5 Jahre Französisch in der Schule gehabt habe, könne ich die Sprache besser als er...na wenn der wüsste...!
Von hier aus ging erstmal alles glatt...
Gelbfieber und einige andere Auffrischimpfungen, Visum und schließlich das Flugticket direkt von Hamburg über Paris nach N'Djamena.
Ich sitze in der S-Bahn während ich dies schreibe...dummerweise hatte ich gestern vergessen noch Bargeld abzuheben, nachdem ich den letzten Rest für Buntstifte und Seifenblasen ausgegeben hatte. Somit durfte ich heute früh mit sämtlichem Gepäck 2 km zur Shelltankstelle laufen, bevor ich in den Bus einsteigen konnte...wer's im Kopf nich hat...der hat's in den Beinen (und auf den Schultern...)